Neunzehn Bünde, von einem Faden zusammengehalten. Die Grundidee des neuen Layouts ist eine rohe Gestaltung, aus der Logik der Bindeart abgeleitet. Das Heft ist in Bünden gedacht, klar getrennt in Text- und Bildbünde. Dieses Denken erlaubt die Auslagerung von einzelnen Bünden, sei es thematisch oder gestalterisch. Letzteres wurde in dieser Ausgabe mit einem Interview von Shigeru Ban gemacht, das der Graphiker Samuel Bänziger gestaltet hat.
Die Möglichkeiten, die sich aus dieser Neukonzeption des Magazins ergeben, verweisen nicht nur auf das Thema der vorliegenden Ausgabe, sondern auf die Leitidee von trans schlechthin: Partizipation.
Wir haben uns vom Thema «Architektur 2.0», das von der Vorgänger-Redaktion vorgegeben war, verabschiedet und redaktionsintern einen organisatorischen Wechsel vollzogen: weg von Hierarchie hin zu Partizipation im demokratischen Sinn. Was das bedeutet, konnten wir im Selbstversuch testen:
Engagement, Eigenverantwortung, notwendige Offenheit in Diskussionen und einen grossen Koordinationsaufwand. Dass dies nicht immer ein einfacher und erfolgreicher
Prozess ist, geschweige denn der effizienteste, versteht sich von selbst. Aber wir wollen auch keine Lorbeeren ernten, sondern Malven säen.
Partizipation ganzheitlich zu erfassen ist ein schwieriges Unterfangen und auch nicht der Anspruch der vorliegenden Ausgabe. Vielmehr sollen transdisziplinär verschiedene Blickwinkel auf das Thema zu einem facettenreichen Bild verhelfen. Innerhalb eines architektonischen Kontexts betrachtet, erlangte der Begriff der Partizipation oft aus Krisensituationen heraus an Bedeutung. Ressourcenknappheit steht am Anfang vieler innovativer Konzepte und auf Partizipation basierender Handlungsstrategien. Aber auch abseits brisanter Aktionsfelder ist Partizipation ein wichtiges, wenn auch zunächst unattraktiv scheinendes Thema in der Architektur. Im Hinblick auf die Erörterung im vorliegenden Heft, könnte man vereinfachend folgende Unterscheidung vornehmen:
Zwischen Partizipation in der Planung und Partizipation am Raum. Mitbestimmung an dem, was entstehen soll und Aneignung von bereits Bestehendem. Von einem politischen Diskurs nie ganz zu lösen, stellt sich die Frage, wo die Grenzen von Partizipation, zwischen Diktatur und Anarchie, sinnvoll zu setzen sind. Nicht zuletzt hat Teilnahme auch eine moralische Komponente, indem man durch sie einen Teil der Verantwortung übernimmt und so jeder Planer vor der Frage steht, wo für ihn die Grenze ist, an einem Projekt mitzuwirken.
Das Thema passt auch zum neu erwachten Anspruch, das Magazin wieder den Architekturstudenten der ETH Zürich näherzubringen. Partizipation ist im besten Fall eine demokratische Tugend, welche im Bologna-System bestimmt nicht gefördert, aber wie wir meinen, diesen zum Trotz geübt werden sollte. Trans bietet die Möglichkeit dazu.
Contributors
Günther Vogt, Lukas Kueng, Vittorio Magnago Lampugnani, Tanja Herdt, Xenia Kokoula, Irene Yerro Vela, Philippe Cabane, Eberhard Tröger, Philipp Misselwitz, Shigeru Ban, Rebacca Bornhauser, Dietmar Eberle, Karin Sander, Richard Ingersoll, Charlotte Malterre-Barthes, Noboru Kawagishi
Editorial Team
Rebecca Bornhauser, Kaspar Helfrich, Peter Hutter, Daniel Krucker, Anouk Trautmann
Table of content
Zwischen Sonnenkönig und Selbstzensur
Bösartige Probleme erfordern Partizipation
Architektur zwischen Konsumgut und Kulturprodukt : Überlegungen zu einer nachdenklichen Avantgarde
Im Labor des Lebensraumgestalter : Cedric Price' fun place
ePartizipation und Akropolis
Ideengläser und Stammtischdiskussionen
Partizipation im urbanen Alltag
Hand-Made : ein Interview mit Anna Heringer
Campcities : neues Verständnis von Flüchtlingslagern
Interview with Shigeru Ban
Raumschreibungen im Dialog : eine Aneignung von Architektur
Bauen und Partizipation
Civic agriculture as a paricipatory answer to sprawl
Allotment gardens in Zurich : the joker of participation