"Denn er wollte in Erfahrung bringen, was sich inzwischen mit dem Menschen zugetragen habe: ob er grösser oder kleiner geworden sei. Und einmal sah er eine Reihe neuer Häuser; da wunderte er sich und sagte: Was bedeuten diese Häuser? Wahrlich, keine grosse Seele stellte sie hin, sich zum Gleichnisse! ...diese Stuben und Kammern: können Männer da aus- und eingehen Und Zarathustra blieb stehen und dachte nach. Endlich sagte er betrübt: Es ist Alles kleiner geworden! '
Kurz vor dem Medienspektakel des Jahrtausendwechsels provozierte Peter Sloterdijk mit seinem Vortrag "Regeln für den Menschenpark" eine erhitzte Grundsatzdebatte über die heutige Rolle des Humanismus. Er beschreibt, wie weitreichend der Humanismus den Menschen in seiner Existenz beeinflusst. Die heute möglichen Eingriffe der Bio- und Gentechnik wertet er nur als ein weiteres Kapitel im langen Prozess der Selbstentwicklung und Manipulation des Menschen. In seiner Eigenschaft, die menschliche Umwelt weitreichend zu bestimmen, fällt auch dem Architekten in diesem Prozess eine bedeutende Rolle zu. Sloterdijk benutzt die Architektur als Metapher jener vielfältigen Projekte der Aufklärung: "Wo Häuser stehen, dort muss entschieden werden, was aus den Menschen, die sie bewohnen, werden soll; es wird in der Tat und durch die Tat entschieden, welche Arten von Häuserbauern zur Vorherrschaft kommen.” Da die Vorstellung von Architektur stets an diejenige vom Menschen geknüpft war, ist es durchaus interessant, Sloterdijks Gedanken wörtlich zu nehmen. In der Anordnung von Räumen, in der Stellung eines Gebäudes zur Umwelt vermittel sich unser Verständnis von Gesellschaft und Leben und damit unser Bild vom Menschen.
Mit transHuman begeben wir uns auf die Suche nach den Menschenbildern an der ETH Zürich, in ihrem Umfeld und in unserer Gesellschaft allgemein. Viele haben unsere Fragestellung aufgegriffen. Zu keiner anderen Ausgabe unserer Zeitschrift erhielten wir so viele und umfangreiche Beiträge. Damit scheint sich die Tendenz zu bestätigen, die sich in der transSuisse abzeichnete, nämlich ein Interesse, Architektur wieder auf ihre gesellschaftliche Relevanz hin zu betrachten.
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Contributors
Hendrik Tieben und Axel Simon, Marc Angélil and Cary Siress, Jean-Pierre Junker, Christoph Schierz, Otto Schärli, Bart Lootsma, Bettina Köhler, Peter Eisenman, Maximilian Zinnecker und Philip Loskant, Àkos Moravânszky, Urs Primas, Gea Casolaro, Andrew Whiteside, Benedict Loderer, Jean-Baptiste Bruderer, Gernot Weckherlin, Sonja Fröhlich, Oliver Martin, Flora Ruchat - Roncati, Sebastian Bott, Jochen Meyer, Christophe Girot, Lilian Pfaff, Christian Dürrenberger, Sibylle Hahner, Julien Monfort, Meindert Versteeg, Wolfgang Bachmann, Lars Gräbner
Editorial Team
Oliver Bertram, Daphne Gondhalekar, Bettina Halbach, Thomas von Pufendorf, Stephan A. Renner, Axel Simon, Hendrik Tieben, Martina v. Tippelskirch, Max Zinnecker
Table of content
Decentering anthropocentrism
Über den schwierigen Umgang mit einem unzeitgemässen Thema
Wahrnehmung: das Entschlüsseln unserer Umwelt
Die Leiblichkeit des Menschen als Grundlage für das Bauen und Wohnen
Body and globe : dwelling in an age of radical mobility
Quadrat und Kreis und Bio-Pod
Talking about a new sensibility
Interview with Peter Eisenmann
Der Mensch in der Simulation : eine Interpretation der "new sensibility"
What you see is what you get : Utopien im Zeitalter des no-nonsense-Denkens
Programming architecture
The profile economy : some notes on context, identity and information recombinatorics
Ersetze!
Que deviennent l'art et l'architecture dans un monde à la dérive?
Der menschliche Massstab: Le Corbusier und Ernst Neufert
Die Torri am Viale Etiopia in Rom
Eigene Entscheidung
Inveraray, West Highlands: aufgeklärtes Bauen zwischen ökonomischem Kalkül und allgemeinem Nutzen
"In der Baukunst muss wie in jeder Kunst Leben sichtbar werden" : wie die alte Frage nach dem Menschen als Mittelpunkt der Architektur neu gestellt werden kann
Trans-plant : landscape as human nature
Künstler - die besseren Architekten? : Vito Acconcis spielerische Gesellschaftskritik
Architektur, die sich auf menschliche Erfahrungen zubewegt
Der Zukunft ein Zuhause
La Villa LEMOINE
Der TransHuman ist ein GlobalHuman
Haus und Hof
Traum(A)