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TRANSID

Die Frage nach der Identität der Architektur bewirkt einen spannenden Diskurs. Auf differenzierten Auffassungen und Kriterien aufbauend werden diverse Aspekte beleuchtet. Diese Betrachtungen ergeben ein vielschichtiges und wechselhaftes Bild des Phänomens Identität. Die Artikel analysieren die inhärente Struktur der Identität, fragen nach deren Beziehung zu einem übergeordneten System und versuchen durch Beobachtung ihrer Rezeption Rückschlüsse auf diese Identität zu ziehen.

Die Rezeption, die Beziehung zwischen Architekt, architektonischer Präsenz und Betrachter, verwischt oft die Grenzen zwischen Subjekt und Objekt der Verführung. Diese kann, je nach Auslegung, als Manipulation verurteilt oder durch höhere Zwecke legitimiert werden. Die moralische Wertung hängt auch davon ab, wem die passive und wem die aktive Rolle in den sich ständig wandelnen Umständen zukommt. Da Architektur sowohl rational und theoretisch, wie auch emotional und sinnlich erfasst werden kann, wirkt die Verführung auf den Geist wie auch auf die Sinne.

Die Dualität zwischen Geist und Sinnen, zwischen Theorie und Praxis, zwischen dem Einzelnen und dem Allgemeinen spiegelt sich in der Form der Artikel wider, welche sowohl Schilderungen persönlicher Erlebnisse, wie auch Versuche übergeordneter, objektiver Betrachtungen beinhalten. Die Thematik unterbindet jedoch eine ausschliessliche Betrachtung von Vernunft oder Emotionen, so dass rationale Untersuchungen persönliche Erfahrungen ergänzen.

In den verschiedenen Artikel versuchen die Autoren, einerseits aus dem Standpunkt des Architekten und andererseits aus dem des Rezipienten, den Leser über die Sprache in den Bann der Architektur zu ziehen. Dabei wird das oben diskutierte Spannungsverhältnis von Architekt, architektonischem Objekt und Rezipienten um den Leser erweitert. Den Autoren kommt so die Rolle der Verführten, aber auch der Verführer zu. Gerade diese Überlagerung der Positionen verweist auf die im Titel des Heftes evozierte Ambivalenz des Themas Verführung.

Published in June 1998

Contributors

Bettina Köhler, Oliver Dufner, Graft 1, André Meyerhans, Joseph Imorde, Philipp Kunz, Benedikt Loderer, Irit Damaschek, Rea Keller, Mario Campi, Paolo Fusi Barbara Holub Emmanuel J. Petit, Cary L. Siress, relax {chiarenza & hauser & croptier} & andreas ruby, Philip Ursprung, Anna Klingmann, Rolf Gerber, Judit Solt, Âkos Moravânszky, Graham Shane, Hans Drexler, Sean Snyder


Editorial Team

Maud T. Cassaignau, Patrick Chladek, Irit Damaschek, Maximilian Donaubauer, Beatrice Hirschi, Rahel Marti, Christian Meili, Christoph Michels, Matthias Pätzold, Martin Teichmann, Philipp Wälchli

Table of content

La petite maison: oder Wer verführt eigentlich wen?

Das architektonische Kunstobjekt : Überlegungen zu "Alteration of a suburban House" von Dan Graham

Leaving Las Vegas

Disneyland : die grösste Menschenfalle, die eine Maus je gebaut hat

Gläubige Verführung : eine Kapuzinade in San Lorenzo in Damaso

Verführung eines Ortes / Ort der Verführung

Die Schärfe des Gedankens

Vom Haus der Kunst zum Kunstbau : über Kunsträume und Raumkunst

Varius Multiplex Multiformis, Idem

spielen begehren brauchen

Archetyp 1998 : eine Initiation zur Provokation

The Intinerant I

Heinrich Lübers Performance-Skizzen

Architecture as a product

Die steinernen Bänke des Salk Institute oder der Hinweis auf ein Wunderland : eine Reise in Worten

Die Moral der Geschichte

Im Raum der Masken

Notes on the seven seductions of Archigram

Coyote (architecture/city planning) - Road Runner (Nomad/Intuition)