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TRANSSCAPE
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In der Auseinandersetzung mit dem Thema dieser Ausgabe der trans wurde klar, dass die Bedeutungen der Begriffe -scape und -schaft von vorneherein sehr vielfältig sind - ebenso vielfältig wie auch ihre Auslegungen durch die Autoren ausfielen. Bereits die Sprache, in der man sich dem Begriff nähert, spielt dabei eine grosse Rolle. Die relativ hohe Anzahl englischsprachiger Artikel veranlasste uns, hier auch eine englische Herleitung voranzustellen. Sowohl (-)scape, als auch (-)schaft können entweder als eigenständiges Wort oder, wie es meist erfolgt, als Suffix verwendet werden. In dieser Funktion können sie ein Substantiv ergänzen, dessen Bedeutung erweitern oder einzelne Objekte zu einer neuen Einheit zusammenfassen. Damit haben wir ein sprachliches Werkzeug zum Thema gemacht, das von den Autoren unterschiedlich eingesetzt wurde.

Die inhaltliche Bandbreite des vorliegenden Heftes reicht dementsprechend von der Positionierung der Architektur zur Landschaft, über die Beschäftigung mit ganzen Stadtlandschaften, bis hin zur Flucht aus dem Raum ins Jenseits. Der Abgrenzung von der Natur zur Landschaft wurde in jüngster Zeit vermehrt Aufmerksamkeit geschenkt, was in einigen Artikeln auf die Errungenschaften digitaler Techniken zurückgeführt wird.

Die Wahrnehmung unserer Umwelt ist ein immer wiederkehrendes Thema; sie zu erkennen, zu definieren und ihre Bedeutung abzuwägen, beschäftigt viele Autoren. Hierbei geht es um die Abhängigkeiten zwischen ge-bauter und um-bauter Umwelt. Eine freie, unendliche Natur im romantischen Sinne gibt es nicht (mehr), da wir unsere Umgebung immer im kulturellen Kontext lesen und sie in Beziehung zum gestalteten Umfeld setzen.

Die Fragen, die wir den am neu gegründeten Netzwerk Stadt Landschaft (NSL) der ETH Zürich beteiligten Professoren stellten, zeigen, dass -scape auch die Möglichkeit einer Zusammenfassung von Land- und Stadtlandschaften bietet. Uns interessieren die inhaltlichen Unterschiede in der jeweiligen Herangehensweise, die ohne Frage bestehen und an der Hochschule für brisanten Diskussionsstoff sorgen können.

Präzise Unterteilungen in Stadt und Land sind sicher überholt, sie werden nicht mehr eindeutig verstanden; diese Verunklarung stellt allerdings weniger ein Problem dar, als teilweise vermutet. Das Auflösen von Grenzen sowie die Komplexität der daraus resultierenden Folgen werden im Heft zwar immer wieder erwähnt, sie werden jedoch nicht so sehr als Schwierigkeit angesehen, sondern im Sinne einer Beobachtung veränderter Parameter behandelt.

-scape lässt sich, wie es die Diversität der Beiträge zeigt, nicht in einem einzigen Manifest zusammenfassen, stattdessen wird ein Spektrum neuer Perspektiven und Lesarten eröffnet. Wir scheinen uns in der Beobachtungsphase eines Phänomens zu befinden, es unvoreingenommen wahrzunehmen und uns endlich damit auseinanderzusetzen. So wie -scape im eigenen Verständnis erst definiert werden muss, so unterliegt auch unsere gesamte Umgebung immer wieder neuen Definitionen.

Die Redaktion wünscht beim Lesen viel Vergnügen!


Published in November 2003

Contributors

Tipje Behrens, Patrie Unruh, Tina Unruh, Matthias Sauerbruch, Louisa Hutton, Annemarie Bucher, Jacques Herzog, Pierre de Meuron, Gian-Marco Jenatsch, Anne Vonèche, Ole W. Fischer, Christophe Girot, Gabriele Basilico, Kees Christiaanse, Andrew Whiteside, Marc Angélil, Alejandro Zaera Polo, Kay W. Axhausen, Nicolas Gilsoul, Marcel Meili, Annemarie Bucher, Jacqueline Parish, Fred Truniger Robert Somol, Penelope Dean, Vittorio Magnago Lampugnani, Sabine Tholen, Josep Lluis Mateo, Aurel von Richthofen, Stephen Griek, Christophe Girot, Tina Unruh, Marc Angélil, Julian Varas, Alain Thierstein, Andri Gerber, Matthias Gasser, Cary Siress, Thomas Hänsli

Editorial Team

Tipje Behrens, Harald Bindl, Sascha Cisar, Fiorenza Piraccini, Michael Reber, Aurel von Richthofen, Tanja Schneider, Moritz Schöndorf, Hendrik Tieben, Patric Unruh, Tina Unruh


Table of content

Stadt und Landschaft : ein Gespräch mit Matthias Sauerbruch und Louisa Hutton

Landschaft - zwischen Bild und Begriff

Jacques Herzog und Pierre de Meuron

Paradigmenwechsel oder Hype? : Das spezifische Verhältnis von Architektur und Landschaft

The landslide of the Matterhorn or the end of capitalism?

Das Schweigen der Götter : Seelenlandschaften bei Caspar David Friedrich und Jean-Luc Godard

Vers une nouvelle nature

Kees Christiaanse

The veil of production : Daniel Libeskind and the translations of process

Geschichtete Stadtlandschaften : Strategien zur Gestaltung der Zwischenstadt

Merging landscape, architecture and urbanism : an interview with Alejandro Zaera Polo

Kay W. Axhausen

Les jardins du Palatin, archipel archéologique romain

Marcel Meili

Tracing the landscape : eine Suchbewegung

Endless orange

Residual urbanism

10 points toward a perf city

Vittorio Magnago Lampugnani

The scape of no-place : a conversation with Joseph Lluis Mateo

Mechanic landscape : Kommentar zu "Out of sight, Splügen"

L'artefact - hommage à Aldo Rossi

Christope Girot

Technisierung, Ästhetisierung, Digitalisierung : zum Verschwinden der Natur aus der Landschaft

Angélil, Marc

Molecular landscape

Alain Thierstein

Transcape:scenar(io) pasT; : is the scape over?

Formen der Erinnerung : der Gedenkort für Walter Benjamin von Dani Karavan

City of Id : modernism couched

trans-scape : zur Rolle des Betrachters in der illusionistischen Deckemalerei des Barock