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TRANSSUISSE
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„Wenn der Liebe Gott Schweizer gewesen wäre, würde er heute noch aufden richtigen Moment warten, um die Welt zu erschaffen. So verdanken wir Schweizer unsere Existenz einem lieben Gott, der gottlob nicht Schweizer gewesen ist. Aber so weit sind wir am Ende doch nicht vom Lieben Gott entfernt. Denn als Gott die Welt geschaffen hatte, „sah er an alles, was er gemacht hatte, und, siehe da, es war gut". Der Liebe Gott besitzt doch einen schweizerischen Charakterzug; denn uns geht es ähnlich. Wenn wir etwas machen, schauen wir es an, und siehe da, es ist gut. " - Hugo Loetscher, Wenn der Liebe Gott Schweizer wäre.

Der Untertitel „Die Schweiz nach dem Minimalismus" suggeriert das Ende einer Architekturrichtung, die wie keine andere das Bild der derzeitigen Schweizer Architekturszene prägt. Es geht in dem vorliegenden Heft um das Nachdenken über die Zukunft, und da gelangen wir beim Minimalismus in seiner Selbstreflektiertheit und scheinbaren Theorielosigkeit schnell an die Grenzen. (...)

Die Schweizer Architektur wird sich zwangsläufig aus ihrer im Ausland trotz ihres Facettenreichtums als homogen empfundenen Einheitlichkeit lösen müssen. Sie wird Antworten finden müssen auf die dramatischen Veränderungen der Ansprüche an Wohn-, Arbeits- und Stadtraum. Wie in einigen Artikeln des hier vorliegenden Heftes eingefordert, wird eine Diskussion in Gang treten müssen; eine politische, pluralistische Diskussion, frei von Formalismen und mit Mut zu Prognosen. Wie in der Politik läuft die Schweizer Architektur Gefahr, den Anschluss an die Gestaltung unserer Zukunft zu verpassen, und die Gestaltung der Zukunft beginnt mit dem Entwickeln von Visionen. Schon heute haben namhafte Architekturbüros, die sich sehr stark auf internationalem Terrain bewegen, damit begonnen. Gerade sie sind es, auf die sich das Augenmerk unserer Welt zurechtfindet.

Published in October 1999

Contributors

Ulf Jonak, Peter Tillessen, Martin Josephy, Oya Atalay Franck, Elisabeth Blum, Alberto Alessi, Verena M. Schindler, Sandra Nette, Marc Angélil, Mark Burkhard, Axel Simon, Sonja Fröhlich, Joseph Imorde, Hendrik Tieben, Christoph Wieser, Philip Ursprung, Nicola Di Battista, Marcel Bächtiger, Oliver Martin, Werner Schmidt

Editorial Team

Oliver Bertram, Bettina Halbach, Samuel Hasler, Thomas von Pufendorf, Stephan A. Renner, Michèle Rüegg, Axel Simon, Hendrik Tieben, Philipp Wälchli


Table of content

Vom Minimalen zum Magischen

Achtung : die Schweiz wiedergelesen 1999

Facetten der Erneuerung

Reduitprodukte : in der Falle der Kleinode

Permeabilismo : il miraggio di un immaginario architettonico

FARBvisionen - FARButopien

L'esprit de corps

Urbane Entropie : die Stadt als Rhizom: Zustände und Prozesse

Heterotop Schweiz : über einen Aufsatz von Foucault, seine Aneignung, die Schweiz und deren kommende Landesausstellung

Die Tramgesellschaft : kontrolliertes Fahren

Playing with norms : seven questions to Bernard Tschumi

Erdbeben und andere Geschichten : zur Kunst von Gianni Motti

Una questione mal posata

Die erschreckende Schönheit der Postkartenidylle

Transvision

Kisten Ade : ein Plädoyer für Sinnlichkeit und mehr Lebensfreude in der Architektur